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Von „DVD’s“ und „Blue-Ray’s“ über „Snack’s und „Milchshake’s“ bis hin zu „Oma’s Haushaltstipps“ – auf etlichen Werbeplakaten, Firmenschildern oder Websites sind völlig überflüssige Apostrophe zu finden: Apostrophe vor dem Plural-S und dem Genitiv-S, die dort nicht hingehören. In diesem Beitrag geht es jedoch nicht um diese sogenannten „Deppenapostrophe“. Vielmehr stelle ich Ihnen weniger eindeutige Fälle rund um die korrekte Verwendung des Apostrophs vor.
Bitte ohne Apostroph
Apostrophe stehen anstelle ausgelassener Buchstaben oder Silben. Sie kennzeichnen längere Auslassungen im Wortinneren (bei „Ku’damm“ oder „M’gladbach“) oder werden bei schwer lesbaren Verkürzungen eingefügt (zum Beispiel bei „ein einz’ger Moment“). Dennoch dürfen bei einer ganzen Reihe von Auslassungen keine Apostrophe stehen:
- bei Kürzungen von Wörtern wie „herunter“, „heran“, „herein“ oder „heraus“. Kurzformen wie „runter“, „ranziehen“, „reinbringen“ oder „rausschmeißen“ kommen ohne Apostroph aus.
- bei gebräuchlichen Verschmelzungen von Präpositionen und Artikeln. Hierzu gehören Wörter wie „fürs“, „ins“, „aufs“ oder „übers“.
- bei Kürzung eines unbetonten „E“: beispielsweise bei „ich sammle“ statt „ich sammele“ und „knifflige Aufgaben“ statt „kniffelige Aufgaben“.
- bei Befehlen, Aufforderungen oder gängigen Einzelwörtern ohne Schluss-E: bei „Bring die Dinge zu Ende!“ statt „Bringe die Dinge zu Ende!“, „Leg ab“ statt „Lege ab“ und „heut Abend“ statt „heute Abend“.
- bei weggelassenen E-Endungen innerhalb von Fügungen wie „öd und leer“ oder „das einzig Wahre“.
- bei umgangssprachlichen Wörtern wie „Dirndl“ oder „Wiesn“.
Wahlweise mit oder ohne Apostroph
Sie können Apostrophe setzen oder auf sie verzichten, wenn Sie Personennamen als Adjektive verwenden. Sie haben die Wahl zwischen
- „Shakespeare’sche Sprache“ und „shakespearesche Sprache“ (ohne Apostroph wird kleingeschrieben) oder
- „Krupp’scher Stahl“ und „kruppscher Stahl“.
Apostrophe sind auch dann nicht unbedingt nötig, wenn Sie das Pronomen „es“ mit dem vorherigen Wort zusammenziehen. Wird der Lesefluss nicht erschwert, erlaubt der Duden die Schreibung ohne Apostroph:
- „so gehts“ und „so geht’s“,
- „wenns beliebt“ und „wenn’s beliebt“ oder
- „Machen Sie sichs bequem“ und „Machen Sie sich’s bequem“.
Ich würde in solchen Fällen jedoch immer Apostrophe einfügen. Ihre Leser können die Auslassung sofort erkennen und stolpern nicht über verkürzte Formulierungen.
Apostrophe und die korrekte Typografie
Beim Setzen von Apostrophen zählt nicht allein die Rechtschreibung, sondern auch die richtige Form. Korrekte Apostrophe gleichen einer oben platzierten „9“ – und nicht ihrer spiegelverkehrten Variante oder einem einfachen Anführungszeichen in Form einer „6“:
Korrekte Apostrophe erstellen Sie mit dem Unicode 2019 und den Tasten „alt + c“. Als Windows-Nutzer können Sie gleichfalls das Tastenkürzel „alt + 0146“ nutzen (die Zahlen bitte im Ziffernblock eingeben). Und wenn Sie ein MacBook besitzen, hilft die Kombination „shift + alt + #“.
Rechtschreibtipp zum Schluss
Geht es um einen einzelnen Apostroph, ist oft von „das Apostroph“ die Rede. Ich gebe zu: Auch ich neige dazu, „das Apostroph“ zu schreiben. Doch korrekt ist tatsächlich „der Apostroph“.
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Meine Frage: Wir wollen unseren Chor “Blaue Jung’s aus Wilhelmshaven” nennen. Ist das rechschreiblich so richtig oder soll ich die ” ” weglassen. Für eine kurzfristige Antwort wäre ich dankbar.
Guten Tag, Herr Schweichel,
ich würde auf die Anführungszeichen verzichten, da sie eine ironisierende und verfremdende Wirkung haben.
Viele Grüße
Sandra Meinzenbach
Hallo. Mein Nachname lautet Voss. Heißt es richtig “Vossi’s auf Tour”, oder “Vossis auf Tour”?
Vielen Dank im Voraus.
Hallo Herr Voß,
man schreibt ohne Apostroph: also „Vossis auf Tour“.
Viele Grüße
Sandra Meinzenbach
Könnten Sie mir bitte einen Ratschlag zur Schreibung in bayerischer Mundart geben?
Kann ich in der Höflichkeitsform statt „glauben Sie mir doch“ statt „glauben S’ mir doch“ auch „glaubens mir doch“ schreiben?
Wenn einige „S’“ in einem Satz vorkommen, liest es sich unglaublich holprig.
Hallo Christine,
der Duden spricht sich in solchen Fällen für das großgeschriebene „S’“ zuzüglich Apostroph aus (Regel D14). Das ist insofern vorteilhaft, da das „S’“ gleich als verkürzte Form des „Sie“ zu erkennen ist. Bei „Glaubens mir doch“ ist das nicht der Fall: Das erschwert die Lesbarkeit.
Wenn Sie „S’“ mehrmals hintereinander nutzen und Ihnen das zu holprig vorkommt, können Sie schauen, ob Sie an einigen Stellen darauf verzichten und stattdessen zu Passivsätzen oder zu einer anderen Perspektive greifen können: anstelle von „Bitte reichen S’ mir die Speisekarte“ zum Beispiel „Ich bitte um die Karte“.
Viele Grüße
Sandra Meinzenbach
Noch schlimmer wird’s, wenn jemand anstelle des Apostrophs ein Leerzeichen mit Akzent setzt. Kann man wirklich nicht oft genug sagen: Rettet den typografisch richtigen Apostroph!
Vielen Dank für den Kommentar.
Da ich Fehler rund um den Apostroph immer wieder korrigieren muss, freue ich mich umso mehr, wenn ich korrekt gesetzte Apostrophe vorfinde: orthografisch und natürlich auch typografisch.
Viele Grüße
Sandra Meinzenbach