Passgenaue Beziehungsarbeit: Die Anrede im Geschäftsbrief

Anrede im Geschäftsbrief: Notizblock, Stift und Brille auf Holztisch

© Engin Akyurt | pixabay.com

Vielleicht ist heute schon Post mit der Standardbegrüßung „Sehr geehrte Damen und Herren“ auf Ihrem Schreibtisch gelandet. Das geht besser: Verwenden Sie in Ihren eigenen E-Mails und Briefen individuelle, auf Anlass und Inhalt abgestimmte Anreden.

„Sehr geehrte Damen und Herren“: Sprechen Sie Ihre Adressaten persönlich an. Die meisten Ihrer Geschäftspartner dürften Sie kennen. Mitunter sind Ihnen auch die Namen Ihrer Kunden bekannt – und falls nicht, gibt es sympathischere Anreden als das distanzierte „Sehr geehrte Damen und Herren“. Kreisen Sie Ihren Empfängerkreis so weit wie möglich ein: beispielsweise mit

  • „Sehr geehrtes Serviceteam“,
  • „Sehr geehrte Mandanten“ oder
  • „Liebe Neukundinnen“.

„Sehr geehrter Herr Stein“: Die konventionelle Anrede „Sehr geehrter Herr Stein“ ist keine zwingende Notwendigkeit mehr. Doch mit der respektvollen Begrüßung machen Sie nie etwas falsch. Zudem sollten Ihre Geschäftsbriefe förmlich beginnen, wenn Sie

  • Kunden, Geschäftspartner oder Branchenkollegen zum ersten Mal kontaktieren,
  • Rechnungen, Mahnungen oder förmliche Kostenvoranschläge verschicken,
  • unangenehme Nachrichten überbringen müssen,
  • in einer konservativen Branche tätig sind und eine seriöse Corporate Language pflegen.

„Guten Tag, Frau Richter“: Diese Anrede sorgt für einen unverbindlicheren Ton als „Sehr geehrte Frau Richter“ – eine gute Wahl, wenn Sie

  • bereits (schriftlichen) Kontakt aufgenommen haben,
  • Informationspost, Werbebriefe oder Newsletters versenden,
  • die Anrede „Sehr geehrte Frau Richter“ als zu formell und die Variante „Liebe Frau Richter“ als zu intim empfinden.

„Werte Frau Schulze“, „Verehrter Herr Müller“: Beide Anreden wirken altmodisch, angestaubt und übertrieben. Namentlich die Begrüßungen „Werte Frau Schulze“ oder „Werte Damen und Herren“ kommen allzu leicht ironisch an. Im schlimmsten Fall fühlen sich Ihre Adressaten nicht ernst genommen: Verzichten Sie daher besser auf diese Formen der Anrede.

„Lieber Herr Koch“: Eine solche Anrede ist persönlich, unter Umständen aber auch übergriffig. Dennoch dürfen Geschäftsbriefe mit „Lieber Herr Koch“ beginnen: wenn Sie

  • Ihre Briefpartner schon lange und gut kennen,
  • Glückwünsche, Weihnachts- oder Ostergrüße übermitteln,
  • Dank und positive Nachrichten weitergeben,
  • in einer Firma mit zwanglosem Image arbeiten.

„Hallo, Herr Neumann“: Die saloppe Anrede „Hallo, Herr Neumann“ hat sich ebenfalls durchgesetzt. Sie kommt noch vertrauter an als „Lieber Herr Neumann“. Auch hier laufen Sie Gefahr, Ihren Adressaten zu nahe zu treten. Verwenden Sie diese Form der Anrede besser nur, wenn Sie

  • auf Augenhöhe schreiben (beispielsweise an Team- oder Branchenkollegen) und
  • enge Mitarbeiter oder Geschäftspartner ansprechen.

Grundsätzlich gilt: Schreiben Ihre Kunden „Hallo, Herr Neumann“ oder „Lieber Herr Koch“, können Sie beide Begrüßungen übernehmen. Briefanreden schließen übrigens mit einem Komma nach dem Namen. Bei „Guten Tag, Frau Richter“ und „Hallo, Herr Neumann“ sind streng genommen auch vor den Namen Kommas notwendig. Aber das ist eine andere Geschichte.

Das könnte Sie auch interessieren

2 Kommentare

  1. A.

    Ich lehre meine Schüler, “Guten Tag, Herr X” etc. zu vermeiden. Ich empfinde es als unangebracht – vermutlich, wenn ich darüber nachdenke, genau deshalb, weil es weder höflich (Sehr geehrter Herr…) noch freundlich (Lieber Herr…) ist, aber andererseits eben auch nicht traditionell-neutral, sondern die Verlegenheit geradezu zeigt vielleicht? Ich habe erst nach Lektüre Ihres Beitrages darüber nachgedacht.

    Ich habe mich schon öfter darüber geärgert, wenn ich selber so eine Anrede empfing. Vielleicht erwidere ich sie entsprechend, aber weder mit Überzeugung noch erfreut. Von daher würde ich davon abraten. Offenkundig empfinden Sie das ja anders, also vielleicht auch andere, ich denke aber, man sollte sich dessen bewußt sein.

    Antworten
    1. Sandra Meinzenbach (Beitrag Autor)

      Hallo,

      es ist tatsächlich Geschmackssache, wie man eine bestimmte Anredeform empfindet. Auch wenn Sie sich über die Anrede „Guten Tag (…)“ ärgern: Die Absender der Briefe oder E-Mails meinen es bestimmt nicht böse.
      Sie können ja bei „offiziellen“ Schreiben trotzdem zu Ihrer bevorzugten Anrede „Sehr geehrter Herr (…)“/„Sehr geehrte Frau (…)“ greifen: So zeigen Sie, was Ihnen wichtig ist. Ich persönlich handhabe es so, dass ich bei der Briefanrede in einem zweiten oder dritten Schreiben die Anrede des jeweiligen Absenders übernehme. Vielleicht tun Ihre Briefpartner das dann auch.

      Viele Grüße
      Sandra Meinzenbach

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.