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Ein klassischer Tipp für Websitetexte lautet: kurze Sätze schreiben. Mal werden maximal 14 Wörter pro Satz empfohlen und manchmal auch nur 12 oder 10 Wörter. Grund genug, mir das Prinzip „kurz und knapp“ vorzunehmen: In diesem Beitrag erfahren Sie, ob Sie immer kurze Sätze schreiben sollten, wie Sie die optimale Satzlänge finden – und wie Sie Ihre Formulierungen verkürzen können, falls Sie zu Bandwurmsätzen neigen.
Die optimale Satzlänge
Kurze Sätze machen Sinn. Denn wer im Netz liest, ist ungeduldig. Mit endlos langen Sätzen überfordern Sie Ihre Leser (übrigens nicht nur bei Websitetexten, sondern auch bei Flyer- oder Broschürentexten).
Doch knappe Formulierungen erzeugen Tempo – und allzu viel Stakkato ist ungesund. Wenn Sie ausschließlich kurze Sätze schreiben, hetzen Sie Ihre Leser durch den Text: Die Lesbarkeit leidet, die Konzentration auf Text und Inhalt geht verloren. Mischen Sie daher kurze und etwas längere Sätze. Abwechslung verschafft Ihnen Aufmerksamkeit.
Ob einzelne Ihrer Sätze tatsächlich zu lang sind, können Sie leicht herausfinden. Zählen Sie nicht die Wörter, sondern lesen Sie sich Ihren Text laut vor: Alle Sätze, die Sie nicht in einem Atemzug herunterlesen können, sollten Sie verkürzen.
Kurze Sätze schreiben: Praxistipps
Befreien Sie Ihre Sätze zunächst von überflüssigem Ballast: von Füllwörtern ohne echten Mehrwert und von umständlichen Substantivierungen. Von komplexen Prädikaten mit Modalverben oder Konjunktiven. Und von sogenannten redundanten Formulierungen: von mehreren Begriffen am Stück, die das Gleiche aussagen und keine neuen Informationen liefern. Nachlesen können Sie bei Karsten Noack, der zahlreiche Beispiele zusammengestellt hat.
Was aber, wenn Sie Ihre Texte so weit wie möglich verknappt haben und Ihre Sätze immer noch viel zu lang sind? Dann helfen Ihnen die folgenden Tricks.
Ellipsen nutzen
Die Sätze in Ihren Websitetexten, Ihren Werbebriefen oder Flyern müssen nicht vollständig sein: Sie müssen nicht immer aus Subjekt, Prädikat und Objekt bestehen. Greifen Sie also ruhig zu verkürzten Sätzen (zu sogenannten Ellipsen).
- ungünstig: „Sie finden in unserem Ladengeschäft und in unserem Onlineshop Küchengeräte und Küchenzubehör, Markenporzellan, Backutensilien, Aufbewahrungsboxen, Küchentextilien, Deko-Artikel und Accessoires.“
- besser: „Sie finden in unserem Ladengeschäft und in unserem Onlineshop nicht nur Küchengeräte und Küchenzubehör. Sondern auch Markenporzellan, Backutensilien und Aufbewahrungsboxen. Und natürlich Küchentextilien, Deko-Artikel und Accessoires.“
Doppelpunkte setzen
Doppelpunkte unterbrechen Haupt- und Nebensätze vorteilhaft. Sie trennen stärker als Kommas und bieten Ihren Lesern optische Ankerpunkte. So gestalten Sie Ihre Sätze übersichtlicher.
- ungünstig: „In unserem Rhetorik-Coaching erhalten Sie wichtige Grundlagen, um Ihre Rede optimal aufzubauen, überzeugend zu sprechen und Ihre Körpersprache gezielt einzusetzen.“
- besser: „In unserem Rhetorik-Coaching erhalten Sie wichtige Grundlagen: um Ihre Rede optimal aufzubauen, überzeugend zu sprechen und Ihre Körpersprache gezielt einzusetzen.“
Gedankenstriche ergänzen
Was für Doppelpunkte gilt, gilt auch für Gedankenstriche. Auch mit Gedankenstrichen trennen Sie Ihre Sätze. Sie sorgen für eine Lesepause und für Übersichtlichkeit.
- ungünstig: „Sie erreichen uns wochentags immer zwischen 9:00 und 16:00 Uhr, aber Sie können auch einen Termin außerhalb unserer Bürozeiten vereinbaren.“
- besser: „Sie erreichen uns wochentags immer zwischen 9:00 und 16:00 Uhr – aber Sie können auch einen Termin außerhalb unserer Bürozeiten vereinbaren.“
Einschübe einklammern
Einschübe ergänzen Ihre eigentliche Aussage. Auch hier können Sie Sonderzeichen nutzen und diese Zusatzinformationen in Klammern einschließen. Ein weiterer Trick: Fügen Sie solche Ergänzungen gezielt am Satzende ein.
- ungünstig: „Wir bringen Ihre Fußböden auf Vordermann und haben uns auf kunstvolle Parkettböden, auf sogenannte Intarsienparkette, spezialisiert.“
- besser: „Wir bringen Ihre Fußböden auf Vordermann und haben uns auf kunstvolle Parkettböden (auf sogenannte Intarsienparkette) spezialisiert.“
- noch besser: „Wir bringen Ihre Fußböden auf Vordermann und haben uns auf kunstvolle Parkettböden spezialisiert (auf sogenannte Intarsienparkette).“
Einfache Sätze schreiben: Der optimale Satzbau
Ich habe es gerade angedeutet: Mitunter ist nicht die Satzlänge das Problem, sondern ein komplizierter Satzbau mit zu vielen Kommas. Stark verschachtelte Formulierungen sind im schlimmsten Fall unverständlich. Versuchen Sie also, die einzelnen Satzglieder vorteilhaft anzuordnen. Damit machen Sie Ihre Formulierungen nicht unbedingt kürzer – aber in jedem Fall leserfreundlicher.
Verschachtelungen vermeiden
Etliche Verschachtelungen lassen sich komplett auflösen. Durch eine andere Wortwahl können Sie Einschübe vermeiden: Ihre Aussagen wirken klarer.
- ungünstig: „Wir übernehmen Ihre Steuerplanung, Ihre Steuerklärung und, sofern Sie es wünschen, auch Ihre Finanz- und Lohnbuchhaltung.“
- besser: „Wir übernehmen Ihre Steuerplanung, Ihre Steuerklärung und auf Wunsch auch Ihre Finanz- und Lohnbuchhaltung.“
Verschachtelungen auflösen
Nebensätze sind mitunter notwendig. Schieben Sie Nebensätze jedoch nicht in die Mitte Ihres Hauptsatzes, sondern ans Satzende. So sparen Sie sich ein Komma und vereinfachen Ihre Formulierungen.
- ungünstig: „Bei jungen Müttern, die sich eine Auszeit gönnen wollen, sind unsere Wellnessangebote besonders beliebt.“
- besser: „Besonders beliebt sind unsere Wellnessangebote bei jungen Müttern, die sich eine Auszeit gönnen wollen.“
Extratipps zum Schluss
Wenn Sie zu langen und komplizierten Sätzen neigen, dann überarbeiten Sie Ihre Texte gezielt: Nehmen Sie sich einen Korrekturdurchgang speziell für Ihre Bandwurmsätze vor.
Und nutzen Sie unterschiedliche Möglichkeiten, um lange Sätze aufzulösen: Doppelpunkte, Gedankenstriche, Einklammerungen und Ellipsen. Wenn Sie nur Doppelpunkte oder nur Gedankenstriche verwenden, kann das sehr schnell nerven. Doch mit abwechslungsreichen Formulierungen halten Sie Ihre Leser bei Laune.
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