Ein Füllwort, schreibt Wikipedia, ist „ein Wort mit geringem Aussagewert, das zum Verständnis des Kontextes nicht notwendig ist“. Füllwörter sind also überflüssig. Meistens zumindest: Denn obwohl Füllwörter scheinbar nutzlos sind, können sie eine ganze Menge. Warum immer wieder vorgebrachte Aufforderungen wie „Füllwörter vermeiden“ oder „Diese Wörter sollten Sie unbedingt streichen“ nicht immer angebracht sind: Das zeige ich Ihnen in diesem Beitrag.
Denn Füllwörter können Ihre Texte weiterbringen. Sie können Ihnen aber auch schaden: Ich gebe Ihnen Tipps, wann sie Ihre Websitetexte, Ihre Blogbeiträge oder Ihre E-Mails aufwerten – und wann Sie besser auf Füllwörter verzichten.
Füllwörter: Sprache versus Text
Füllwörter rutschen uns ziemlich oft in die gesprochene Sprache: Wir verwenden sie, weil wir eine Pause brauchen und kurz darüber nachdenken, was wir als Nächstes sagen wollen. Weil wir aufgeregt sind. Oder weil wir eine (unangenehme) Pause überbrücken wollen. Dazu gehören nicht nur die Klassiker „ähm“, „hm …“ und „halt“ – sondern auch
- „besonders“, „eigentlich“, „einigermaßen“ und „fraglos“,
- „gewissermaßen“, „gewöhnlich“, „in etwa“, „irgendwie“,
- „ja“, „nur“, „sicher“, „sogar“, „wohl“ oder „überhaupt“.
Im Schriftlichen gelten Füllwörter als unangebracht. Viele Schreibtipps kreisen um das Thema „So können Sie Füllwörter vermeiden!“. Allerdings sind Füllwörter nicht grundsätzlich schlecht. Denn sie können Zusammenhänge deutlich machen, Emotionen ausdrücken und Ihre Aussagen gezielt unterstreichen. Nicht zuletzt steigern Füllwörter die Lesbarkeit Ihrer Texte.
Füllwörter in Ihren Firmentexten: Das sind ihre Vorteile
Kontextabhängige Füllwörter
Viele Füllwörter haben unterschiedliche Bedeutungen: je nachdem, in welchem Kontext Sie sie verwenden. Manchmal sind solche Wörter nötig: beispielsweise bei
- „Es handelt sich um etwa 100 Proben“ (im Gegensatz zu „Ob die Proben etwa schon analysiert wurden, steht außer Frage“),
- „Eigentlich sollte die Analyse gestern stattfinden, aber der zuständige Mitarbeiter hat sich krankgemeldet“ (im Gegensatz zu „Die Analyse sollte gestern stattfinden, der zuständige Mitarbeiter hat sich krankgemeldet“),
- „Ja, es besteht ein Problem“ (statt „Das ist ja das bestehende Problem“) oder
- „Das war zweifellos“ (statt „Wir haben zweifellos recht“).
Informierende Füllwörter
Füllwörter vermeiden: Das ist auch bei notwendigen Informationen unangebracht. Denn eine ganze Reihe von Füllwörtern spielen auf Gegensätze und Unerwartetes, auf Auswirkungen oder auf zeitliche Zusammenhänge an:
- „aber“, „allerdings“, „daher“, „dagegen“, „dennoch“ und „demgegenüber“,
- „auf einmal“, „infolgedessen“, „plötzlich“, „trotzdem“ oder „überraschend“,
- „bislang“, „dann“, „derzeit“, „letztlich“,
- „gelegentlich“, „immer“, „meist“ oder „häufig“.
Solche Füllwörter setzen Akzente. Und sie differenzieren. Daher erhalten Ihre Leserinnen und Leser entscheidende Informationen – und Sie beeinflussen, wie Ihr Text wirkt: mit
- „Manche Füllwörter können Sie streichen, aber manche liefern wichtige Informationen“ und
- „Füllwörter sollten nicht immer, sondern nur gelegentlich gestrichen werden“.
Betonungen und Zusammenhänge
Füllwörter können Ihre Aussagen auch auf andere Art und Weise gewichten. Sie können den Kontext Ihrer Aussagen betonen und gewisse Standpunkte unterstreichen. Dazu gehören Wörter oder Wortgruppen wie
- „augenscheinlich“, „erwiesenermaßen“, „offensichtlich“, „offenkundig“,
- „bekanntlich“, „grundsätzlich“, „in der Regel“, „insgesamt“ und „im Allgemeinen“,
- „in meinen Augen“, „meines Erachtens“, „seiner Meinung nach“, „ihrem Urteil zufolge“ oder „aus unserer Sicht“.
Ob Sie solche Füllwörter vermeiden oder sie nutzen, hängt von Ihrem persönlichen Sprachgefühl ab. Aber ein Satz wie „Meines Erachtens sind Füllwörter nicht pauschal überflüssig“ setzt einen anderen Schwerpunkt als ohne „meines Erachtens“. Ähnliches gilt für Formulierungen wie „Bekanntlich gibt es nur eine Lösung“: Mit „bekanntlich“ begegnen Sie Ihren Lesern auf Augenhöhe – Sie weisen sie darauf hin, dass sie genauso viel wissen wie Sie.
Bessere Lesbarkeit
Wenn Sie gelegentlich Füllwörter einsetzen, lockern Sie Ihre Texte auf. Sie schreiben leserfreundlicher. Indem Sie Füllwörter verwenden, beugen Sie allzu nüchternen und abgehackten Formulierungen vor: beispielsweise durch
- „einerseits … andererseits“, „zum einen … zum anderen“, „auf der einen Seite … auf der anderen Seite“,
- „eigentlich“, „immerhin“, „tatsächlich“, „quasi“ und „selbstverständlich“,
- „halbwegs“, „einigermaßen“, „recht“, „wohl“ oder „ziemlich“.
Einige dieser Füllwörter sind Wendungen, die wir eher im Mündlichen nutzen. Gerade dadurch wirken Ihre Texte weniger abgehoben: Wenn Sie sie nutzen, schreiben Sie nahbarer und lebendiger (mehr dazu in meinem Beitrag Deshalb sollten Sie schreiben, wie Sie sprechen).
Füllwörter vermeiden? Es gibt auch Nachteile für Ihre Firmentexte
Mein Tipp für Sie: Nutzen Sie Füllwörter und verleihen Sie Ihren Texten die passenden Akzente. Aber neben vielen Vorteilen bringen Füllwörter eben auch Nachteile. Daher sollten Sie trotz allem vorsichtig mit ihnen umgehen. Denn
- Füllwörter können ablenken: gerade, wenn es Ihnen um sachliche und präzise Informationen geht,
- Ihre Aussagen klingen weniger klar und markant: Ihren Lesern fällt es schwerer, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren,
- Ihre Botschaften verlieren sich: vor allem bei Kurztexten, beispielsweise auf Ihrer Startseite oder bei Ihren Mitarbeiterbiografien.
Vor allem dann, wenn Sie sehr viele Füllwörter verwenden:
- Drei oder vier Füllwörter in einem Satz sind zu viel des Guten: Setzen Sie solche Wörter gezielt und dosiert ein, sodass sie ihre Wirkung entfalten können.
- Füllwörter in jedem zweiten oder dritten Satz haben eine ähnlich negative Wirkung. Auch hier gilt: Die Dosis macht das Gift.
Wählen Sie Füllwörter immer aus gutem Grund aus – und setzen Sie sie sparsam ein. Dann klappt’s auch mit den Vorteilen, die ich Ihnen genannt habe.
Extratipp zum Schluss
Wenn Sie Texte ohne überflüssigen Ballast gestalten wollen, heißt es nicht nur: überflüssige Füllwörter vermeiden. Achten Sie auch auf sogenannte Pleonasmen: Das sind mehrere Wörter, die Gleiches oder Ähnliches aussagen und daher etwas wiederholen, was gar nicht nötig ist. Oft (aber nicht nur) handelt es sich dabei um Adjektive: bei Formulierungen wie
- „etwas öffentlich publik machen“,
- „neu renovieren“,
- „weibliche Kultusministerin“,
- „Außenfassade“,
- „auseinanderdividieren“ und „zusammenaddieren“,
- „mit einbeziehen“,
- „vorprogrammieren“ oder
- „Zeitverzögerung“.
Ohne unnötige Füllwörter, verzichtbare Adjektive und weitere Pleonasmen schreiben Sie klar und prägnant. Und im Falle klassischer Füllwörter: Prüfen Sie, ob sie Ihren Text weiterbringen – und ob es wirklich angebracht ist, sie zu streichen.
Meine Wahrnehmung zu “bekanntlich” ist eine gänzlich andere, es wirkt auf mich oft eher bevormundend oder belehrend als Augenhöhe herstellend. Wenn der bezeichnete Umstand nämlich tatsächlich allgemein bekannt ist, muss er überhaupt nicht erwähnt werden. Dass es dennoch gesagt wird, impliziert, dass der Umstand allen außer den Leser*innen bekannt sei.
Wenn diese es auch wissen, fühlen sie sich bevormundet, anderenfalls werden sie vielleicht misstrauisch, ob es sich tatsächlich um die Wahrheit handelt.