Duzen oder Siezen? Wann Sie Ihren Kunden das „Du“ anbieten können

Kunden duzen oder siezen: Motiv Zwei Angestellte vor Laptops und Notizen

© Helloquence | unsplash.com

„Bild Dir Deine Meinung“, „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ oder „Mache Facebook zu deinem Facebook“: Geduzt zu werden, ist keine Seltenheit mehr. Die BILD-Zeitung, IKEA und Facebook, aber auch viele Freiberufler und kleine Unternehmen ersetzen das formelle „Sie“ durch das lockere „Du“. In Firmenblogs, auf Firmenwebsites, auf Flyern oder in Stellenanzeigen ist das so eine Sache. Wer Stammkunden das „Du“ anbietet und neue Geschäftspartner siezt, wahrt respektvolle Distanz. Wer seine Leser jedoch ungefragt duzt, kann unhöflich und aufdringlich wirken. Dennoch: In einigen Branchen und Geschäftszweigen ist das Duzen durchaus eine Option. Zwar kann ich Ihnen die Entscheidung über die passende Leseransprache nicht abnehmen – aber ich kann Ihnen Argumente für und gegen das Duzen Ihrer Leser bieten.

Argumente für das Duzen Ihrer Kunden

Es wird immer Kunden geben, die das „Du“ als übergriffig empfinden. Loten Sie daher die Rahmenbedingungen Ihres Geschäftsfeldes und Ihrer Kundenkommunikation aus – und wägen Sie ab, ob Sie den Unmut dieser Leser in Kauf nehmen wollen. Treffen folgende Punkte zu, ist das Duzen eine überlegenswerte Möglichkeit:

  1. Sie können Ihren Lesern das „Du“ zumuten, weil es sich vordergründig um junge und unkonventionelle Kunden handelt – und konservativ denkende Menschen nur einen kleinen Teil Ihrer Zielgruppe bilden.
  2. Sie verkaufen weder teure Produkte noch seriös besetzte Dienstleistungen. Und Ihnen liegt an persönlicher Nähe: weil Sie Personal Trainer, Coach oder Hochzeitsplaner sind und Ihren Kunden als Partner und Freund begegnen möchten.
  3. Sie leiten einen Verein, einen Klub oder ein Fitnessstudio und unter Ihren Mitgliedern ist das Duzen üblich: Würden Sie die Besucher Ihrer Website siezen, würde ein völlig falscher Eindruck entstehen.
  4. Sie und Ihre Firma pflegen ein lockeres Image: weil Sie Events organisieren, Sport- oder Freizeitangebote machen, in der Kreativbranche arbeiten oder eine flippige Bar betreiben.
  5. Das förmliche „Sie“ fühlt sich für Sie selbst falsch an: Wenn Sie Ihre Leser duzen, vermitteln Sie ein authentischeres Bild Ihrer selbst.

Argumente gegen das Duzen Ihrer Kunden

Bestimmte Umstände sprechen für das „Du“ – aber auch für das „Sie“ gibt es gute Gründe. Zeichnen sich Ihr Geschäft und Ihre Kommunikationsstrategien durch folgende Kriterien aus, sollten Sie Ihre Leser besser siezen:

  1. Sie sprechen junges und traditionsorientiertes, älteres und locker eingestelltes Publikum an. Für das „Du“ empfängliche Kunden zu siezen, geht in Ordnung – jede Menge Personen zu duzen, die Wert auf das „Sie“ legen, wirkt schnell respektlos.
  2. Sie vertreiben kostspielige Waren, bieten Dienstleistungen zu hohen Stundensätzen an oder sind in konservativen Berufszweigen tätig. Hier ist kompetentes, vertrauensbildendes Auftreten gefragt: Das gelingt mit dem „Sie“, aber nicht mit dem „Du“.
  3. Sie führen ein Hotel, ein Restaurant oder ein Sportstudio für gehobene Ansprüche. Geht es um Stil und Wertigkeit, werden sich Ihre Kunden mit dem gepflegten „Sie“ wohler fühlen.
  4. Das Duzen fühlt sich für Sie nicht richtig an. In diesem Fall präsentieren Sie sich allein mit dem formellen „Sie“ authentisch und überzeugend.

Sonderfall: Leseransprache in sozialen Netzwerken

Bei sozialen Netzwerken gilt: Handelt es sich nicht um die Karriere-Portale XING und LinkedIn und arbeiten Sie nicht in konservativen Branchen, dürfen Sie vom „Sie“ zum „Du“ wechseln. Ich rate dennoch zu einer einheitlichen Leseransprache. Siezen Sie Ihre Kunden auf Ihrer Website und greifen Sie auf Facebook oder Twitter zum „Du“, sprechen Sie mit verschiedenen Stimmen. Das dürfte etliche Leser irritieren: Sie tun sich und der Außenwirkung Ihrer Firma keinen Gefallen.

Extratipp zum Schluss

Reagieren Sie auf Anfragen und Kommentare Ihrer Leser, dann nehmen Sie deren Schreibweisen auf: in sozialen Netzwerken ebenso wie in Ihrem Firmenblog. Bleiben Sie beim „Sie“, wenn Sie gesiezt werden. Und nutzen Sie das „Du“, wenn Sie geduzt werden. So kommunizieren Sie zuvorkommend und kundenorientiert.

Das könnte Sie auch interessieren

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.